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1342. Januar 22. Sagan (act. et dat.).

in crastino s. Agnethis virginis .... vndecimo kal. Febr.

Heinrich (V.) [Grotefend-Wutke, Stammt. II, 17. Wahrscheinlich folgte der Hzg kurz vor dem Ausstellungsdatum dieser Urk. seinem Vater Heinrich IV. i. der Regierung (s. die folgende Anm.)], Hzg v. Schles. u. Glogau u. Herr v. Sagan, bek., daß sein Vater Hzg Heinrich (IV.) [Ebenda II, 8. Als Todestag Heinrichs IV. gibt der Catalogus abbatum Sagan. bei Stenzel, Script. rer. Sil. I, 196: "anno 1342 circa festum vel in festo beati Vincencii Levite", was dort u. Script. rer. Sil. I, 150, Anm. 2, fälschlich mit Juni 8 aufgelöst ist, da das Fest des heil. Leviten Vincenz auf den 22. Jan. fällt. Auch die Angabe des Todestages Heinrichs IV. durch seinen Sohn in der Urk. dd. Sprottau 1348 Juni 25 (Bresl. Staatsarch. Rep. 120 Magdalenerinnenkl. Sprottau Nr. 58) "in die sancti Vincentii", die sonst mit Juni 6 aufgelöst werden müßte, müssen wir nach der obigen Urk. Heinrichs V. auf Vinc. lev. beziehen. Heinrich, Geschichte des Fürstentums Sagan (1911), S. 23 f. bemerkt hierzu: "Warscheinlich starb Heinr. IV. vor dem Feste; denn am 22. Jan. 1342 stellt Heinr. V. eine Urk. aus, deren Inhalt zwar noch vom Vater herrührt, aber nicht derartig ist, daß er eine besondere Eile nötig machte. Am Todestage des Vaters wird der Sohn wohl anderes zu tun gehabt haben". Hiernach sind die Angaben bei Wolff, Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt u. des Herzogtums Sagan (Grünberg 1854) S. 49 u. 55, zu berichtigen] zu seinen Lebzeiten mit seiner Einwilligung unter anderen Bestimmungen seines Testaments den Zins von 4 Hufen u. 3 Ruten Acker in Henrichsdorf Polonicali (Klein-Heinzendorf) im Sprottauer Distrikt, von denen Walther Nveman (Neumann) eine Überschar (unam excrescenciam) u. 15 Ruten, Nikolaus Groman mit seinem Vater 1 Hufe, Peczold circa valuam (am Tore) 1/2 Hufe, Johannes Pyrner mit s. Vater 3 Ruten, Ebirhard, Schwager des (nicht gen.) Schulzen des oberen [Teiles] dieses Dorfes (superioris sculteti eiusdem ville) 1/2 Hufe, Jone Kurcze 1/2 Hufe u. Nikolaus Martini 3 Rutenbesitzen, für Pietanzen oder außergewöhnliche Speisungen (pro pittanciis seu specialibus refectionibus) des Konvents der Regular-Kanoniker des Klosters der heil. Maria (Augustiner-Chorherren) in Sagan mit der Bestimmung vermacht hat, daß von jeder Hufe der gen. Äcker die derzeitigen Besitzer 6 Scheffel Dreikorn - u. zwar 2 Weizen, 2 Roggen u. 2 Hafer - mit 9 Skot, ferner 1 Vierdung Zins u. für die Pfluglast (pro aratura) 1/2 Vierdung jährlich zu Michaelis dem gen. Konvent zahlen sollen, wofür die Kanoniker des Konvents zur Feier der Anniversarien seines Vaters [Nach dem Zeugnisse seines Sohnes vom 17. Mai 1346 war Heinr. IV. auf seinen Wunsch in der Augustinerkirche zu Sagan begraben. Vgl. Heinrich, a. a. O. S. 24] an dessen Todestage durch Vigilien, Messen, Orationen u. den anderen dabei üblichen Gottesdienst unter Verwendung von geziemenden Begräbniskerzen u. Gerätschaften (habitis funeralibus candelis videlicet et spolio decentibus), was alles die gen. Kanoniker auf ihre Kosten beschaffen u. für ewige Zeiten verwalten u. erhalten sollen, verpflichtet sind. Auch sollen sie an diesen Jahrestagen seines Vaters 12 Arme früh u. abends speisen. Desgleichen sollen sie den Jahrestag seiner Großmutter (aue) [Mechthilde, Tochter Hzg Albrechts v. Braunschweig-Lüneburg, † zwischen 1317 Okt. 27 u. 1319 Jan. 19; s. Grotefend-Wutke, Stammt. II, 3] u. seiner Mutter [Mechthilde, Tochter Hermanns d. Langen v. Brandenburg. Grotefend, Stammt. II, 8. Die Begrenzung des Todesdatums derselben ergibt sich aus der Urk. vom 31. März 1329 (Reg. 4821). s. Wutke, Anm. zu Grotefend II, 8] am Mittwoch (quarta feria) nach Invocauit, sowie sein eigenes u. seiner Gattin [Anna, Tochter Wenzels v. Plock u. der Elisabeth v. Littauen, † 16. Febr. 1363; s. Wutke, Stammt. zu Grotefend II, 17] Anniversar nach ihrem Tode jährlich nach der Gewohnheit des Klosters feiern. Damit aber die Feier dieser Anniversarien, die Zurüstung der Begräbnis-Ceremonien (funeralium) u. die Speisung der Armen ordentlicher u. ehrenvoller geschehen könne, fügte der Abt des gen. Klosters, Truthwin [Nach Heinrich a. a. O. S. 460 u. 465 war Trudwin Abt vom April 1325 bis 14. April (†) 1347, wonach die Anm. 3 bei Stenzel, Script. rer. Sil. I, 184, zu berichtigen ist], wegen der besonderen Liebe, die des Hzgs Vater ihm zu seinen Lebzeiten zuteil werden ließ, seinen Klosterbrüdern jährlich zum gen. Termin noch 9 Vierdung gewöhnlicher Groschen Einkünfte hinzu, und zwar 1 Schock von einer gewissen Überschar (de quadam excrescentia, que wlgariter obirschar dicitur) des Walter Nueman (Neumann), die bei den erwähnten 4 Hufen liegt, u. 1 Mark von 9 Ruten im Dorfe Hirsvelt (Hirschfeldau, Kr. Sagan), die dem weiland Gunczelin, ehemals Pfarrer in Eckehardisdorf (Eckersdorf, Kr. Sagan) gehörten. Der Hzg bestätigt den Kanonikern des Klosterkonvents diese Zinse und Einkünfte zum freien Besitz mit der Bedingung, daß die Besitzer der erwähnten 4 Hufen, 3 Ruten u. der Überschar ihm u. seinen Nachfolgern jährlich 2 Mark, eine zu St. Walpurgis (Mai 1) u. die andere zu St. Michaelis (Sept. 29), für die Befreiung von allen Angarien, Beden, Geschossen u. sonstigen Steuern entrichten wollen.

Z.: Die ehrenwerten Männer Czablo v. Niteraz (Nittritz, Kr. Grünberg, a. d. Geschl. v. Zabeltitz, vgl. Schles. Gesch. Bll. 1926, S. 47), Joh. Kelbechin (Kelbchen), Vlmann v. Nosticz, Peter Libingi, Nyczco Mollen u. Herr Johann, hzgl. Notar.


Bresl. Staatsarch. Urk. Augustiner Sagan Nr. 72. Orig. Perg. m. d. Fußsiegel [Hzg Heinrich V. hat das Siegel des Vaters beibehalten, wie ein Vergleich des gut erhaltenen Siegels Heinrichs IV. an dessen Urk. vom 22. Sept. 1337 (Reg. 5973) u. 7. Jan. 1342 (Reg. 6733) mit den ebenfalls tadellos erhaltenen Siegeln Heinrichs V. an der obigen Urk., wie an den folgenden vom 6. Juni 1342 u. 19. Febr. 1347 (Bresl. Staatsarch. Rep. 116 Augustinerkl. Sagan Nr. 74 u. 78) beweist. Die Siegelbeschreibung des Siegels Heinrichs IV. bei Grünhagen u. Markgraf, Lehns- u. Besitzurk. Schlesiens I, 132, ist dahin zu berichtigen, daß der Hzg nicht auf einem Hunde, sondern auf einem Drachen steht. Die Legende in den beiden konzentrischen Kreisen lautet: "† S . HENRICI . DEI . GRACIA . DVCIS . SLEZIE . ET . (im äußeren Kreis), GLOGOVIE . ET . D0MINI . SAGANI ." (im inneren Kreis). Vgl. auch die Anna. 4 zur Urk. vom 2. Mai 1342] des Ausst. u. dem Adlerrücksiegel an grünroten Seidenfäden. Abschrift des 14. Jahrh. im Diplomatar des Saganer Chorherrenstiftes (Bresl. Staatsarch. D 289 Nr. LXLIII), fol. 14. Kurz agft bei Heinrich, Geschichte des Fürstentums Sagan (1911) S. 28 u. 463.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 30, 1925; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1338 - 1342. Herausgegeben von Konrad Wutke und Erich Randt.